Junge Pflegekräfte in der Funktionsabteilung – Erfahrungen einer frisch examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Dialyse

Im Anschluss an mein Examen als Gesundheits- und Krankenpflegerin 2016 begann mein beruflicher Weg in einer Dialysepraxis. Das bedeutete für mich eine große Umstellung verglichen mit dem Stationsalltag auf einer Bettenstation im Krankenhaus. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen darstellen, die ich als frisch examinierte Pflegekraft in der Dialyse gemacht habe.

Mein Wunsch, nach dem Examen als Pflegekraft in einer Dialyse zu arbeiten, entstand bereits vor dem Beginn meiner Ausbildung. Vielmehr entschied ich mich für die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, nachdem ich ein vierwöchiges Praktikum in einer Dialysepraxis absolvierte. Mir gefiel einerseits die pflegerische Versorgung der Patienten sowie die Sinnhaftigkeit der Arbeit, denn schließlich bedeutet die Dialyse für die chronisch kranken Menschen Lebensqualität und Lebensverlängerung.
Andererseits faszinierte mich der technische Anteil der Arbeit und die vielfältigen Tätigkeitsfelder einer Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Nephrologie.
Nun stand mein erster Arbeitstag als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Dialyse an. Ich lernte meine Arbeitskollegen aus meiner Schicht sowie meine Praxisanleiterin für meinen ersten Tag kennen, die schon seit vielen Jahren in der Dialyse tätig war.
Obwohl ich ein vierwöchiges Praktikum in diesem Arbeitsbereich gemacht hatte, war ich dennoch erschlagen von den ganzen Eindrücken und das lebendige Treiben in den Behandlungsräumen. Am Ende der Schicht hatte ich das Gefühl, dass ich das niemals Alles lernen werde. Heute weiss ich, es geht allen so.

Ab dem zweiten Tag begleitete eine Medizinische Fachangestellte mit Dialyseerfahrung meine dreimonatige Einarbeitung. Schrittweise erlernte ich die einzelnen Schritte der praktischen Durchführung der Hämodialyse durch die Beobachtung und die Erklärungen meiner Anleiterin im täglichen Arbeitsablauf. Zusätzlich besorgte ich mir Literatur, um Hintergründe intensiver zu beleuchten.

Der Löwenanteil der Einarbeitung findet im laufenden Betrieb statt und häufig werden Erklärungen unterbrochen, weil das Befinden der Patienten oder der Arbeitsablauf es erfordern. Es war mir sehr wichtig, diese Dinge zuhause nachzuarbeiten.
Nach ungefähr zweieinhalb Monaten durfte ich das erste Mal punktieren. In den beiden letzten Wochen der Einarbeitung begleitete mich meine Kollegin zu möglichst vielen verschiedenen Punktionen.
Als ich dann eigenverantwortlich meine sechs Patienten zu betreuen und versorgen hatte, war ich aufgeregt, aber zuversichtlich, alles gut bewältigen zu können.

Der mir bekannte Pflegealltag aus dem Krankenhaus unterscheidet sich signifikant von dem zeitlich eng getakteten Alltag einer ambulanten Dialysepraxis. Für den Tagesablauf ist pünktliches Anlegen extrem wichtig, und fast alle Patienten sind darauf fixiert. Das Arbeiten unter anhaltendem Zeitdruck von mehreren Seiten, beispielsweise Patienten - Transportdienste - Kollegen, empfand ich anfangs als echte Herausforderung. Dies trug nicht zu meiner Entspannung bei. Heute würde ich darum bitten, die mit einer unerfahrenen Kraft besetzten Schichten mit einem Springer zu ergänzen, um bei Problemen die Kollegen bei der Durchführung ihrer Aufgaben nicht unterbrechen zu müssen. Dies ist zugegebenermaßen in Zeiten von Personalnot und hohen Krankheitsausfällen schwierig, sollte aber versucht werden.

Rückblickend wünsche ich mir für Einsteiger direkt nach der Ausbildung zur/m Gesundheits- und Krankenpfleger(in) vor dem Hintergrund der festen Zeitplanung und der zunehmenden Komorbiditäten, regelmäßige Schulungen zu Komplikationen , um den Pflegeanteil unserer Tätigkeit in der ambulanten Dialyse stärker in den Vordergrund zu stellen. Schwerwiegende Komplikationen bei dialysepflichtigen Patienten, wie z.B. ein Dysäquilibrium oder Kaliumentgleisungen können im laufenden Betrieb schwer in ausreichender Intensität angesprochen werden.

Mittlerweile studiere ich Berufspädagogik im Gesundheitswesen – Pflege und sehe vor diesem Hintergrund weitere Verbesserungsmöglichkeiten für die Anleitung neuer Kollegen in der Dialyse. Sinnvoll ist der Praxisanleiterkurs für Kollegen, die mit der Anleitung beauftragt sind. Hier werden pädagogische Hintergründe vermittelt, die für ein nachhaltiges Lernen in der Praxis unabdingbar sind.

Der technische Fortschritt und im Rahmen dessen die einfache Bedienbarkeit der Maschinen sind eine sehr positive Entwicklung. Im Rahmen der Automatisierung der Abläufe sollte eine Fortbildung zum Basiswissen Technik verpflichtender Bestandteil der Einarbeitungszeit neuer Kollegen sein. Somit wäre gesichert, dass die theoretischen Hintergründe der Dialysebehandlung nicht verloren gehen und eine Verbesserung der Patientensicherheit erreicht wird.

Nachdem ich eineinhalb Jahren in der ambulanten Dialysepraxis tätig war, arbeite ich jetzt neben meinem Studium bei einem ambulanten Pflegedienst. Dies ist einem Umzug und der besseren Vereinbarkeit von Studium und diesem Nebenjob geschuldet.

Nach meinem Bachelor-Abschluss möchte ich gerne in die Nephrologie zurückkehren und in einer Klinikdialyse tätig sein. Ich erhoffe mir, meine Kompetenzen, die ich im Rahmen meines pflegerischen Studiums erlerne, dort einbringen zu können.

Eine junge Pflegekraft in der Dialyse